Die Vermessung der Welt

Kehlmann, Daniel, 2005
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Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-498-03528-0
Verfasser Kehlmann, Daniel Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen, Novellen
Schlagworte Roman, Humboldt, Alexander von, Gauß, Carl Friedrich
Verlag Rowohlt
Ort Reinbek
Jahr 2005
Umfang 303 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Daniel Kehlmann
Annotation Der in Wien lebende Autor führt in seinem Roman zwei Figuren der deutschen Geistesgeschichte zusammen: den Mathematiker Carl Friedrich Gauß und den weltreisenden Naturforscher Alexander von Humboldt. Ein Treffen gibt es erst am Schluss des Buches, vorher werden die Entwicklungen in getrennten Kapiteln abwechselnd verfolgt. Dabei ergibt sich ein interessantes Spiel sowohl von Parallelen und Gegensätzen: Gauß, der fast nur öffentlichkeitsscheu zu Hause im engeren Umkreis arbeitet, aber von dort aus die Welt erklären will, Humboldt, der die ganze Welt auf abenteuerliche Weise bereist und zur internationalen Berühmtheit wird. Gemeinsam ist ihnen der unwiderstehliche Drang, die Welt mathematisch-naturwissenschaftlich zu erforschen, zu "vermessen", wörtlich und übertragen. Ein ähnliches Verhältnis gibt es auf der privaten Ebene: Humboldt hat für Beziehungen zu Frauen kein Bedürfnis und kein Verständnis; sie würden dem Forscherdrang entgegenstehen. Gauß hat immer wieder Beziehungen zu Frauen, entpuppt sich aber als Familientyrann. Humboldts Begleiter und Gefährte Bonpland scheitert und wird tragisches Opfer der Forscherwut, ebenso wie Gauß' Sohn am autoritären und verständnislosen Vater scheitert. Beider Weg wird aber auch ironisch gesehen, etwas wenn Gauß immer wieder behauptet, Napoleon hätte seinetwegen Göttingen nicht beschossen, was Humboldt bezweifelt. Oder wenn Humboldt den spanisch sprechenden Begleitern im südamerikanischen Urwald "Wanderers Nachtlied" frei ins Spanische übersetzt (natürlich Deutsch wiedergegeben). Der dichterischen Form entkleidet, entsteht ein sinnlos platter Text, Ergebnis einer bloß positivistischen Forschungstätigkeit. - Der Roman ist eine gekonnte Mischung aus Wahrheit und Fiktion, voller Fantasie (die Details all dessen, was Humboldt in der ganzen Welt unternimmt, vom Pflanzensammeln, über Flussüberquerungen bis zum Abseilen in einen Vulkankrater, sind köstlich) und zugleich mit unglaublicher Fähigkeit, mathematische Probleme zu erklären (in der Darstellung der Gauß'schen Gedankengänge). Der Schluss, in dem es zu dem anfangs eingeleiteten Treffen der beiden vor dem König in Berlin kommt, hält den Spannungsbogen nicht mehr aufrecht, aber das liegt wohl an den beiden Protagonisten, deren Karrieren vielleicht kein rechtes Ziel gefunden haben und die sich selbst die Frage stellen müssen, ob vermessen auch verstehen heißt. Literarisch und geistesgeschichtlich eine große Leistung. *Lit.Fo* Jakob Ebner

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