Feuerschlucker

Almond, David, 2005
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-446-20601-4
Verfasser Almond, David Wikipedia
Beteiligte Personen Günther, Herbert Wikipedia
Beteiligte Personen Günther, Ulli Wikipedia
Systematik JE - Erzählungen
Schlagworte Jugendbuch, Gewalt, Zeitgeschichte
Verlag Hanser
Ort München
Jahr 2005
Umfang 200 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe David Almond
Annotation In der atmosphärisch dichten und literarisch sehr kunstvoll komponierten Novelle gestaltet David Almond die Fragen, was es heißt, erwachsen zu sein, und wofür es sich lohnt zu leben. (ab 14)
Rezension: "Seht ihr, wozu ein Mann fähig ist?" Auf dem Markt von Newcastle trifft der 11-jährige Bobby auf den Feuerschlucker McNulty. Unerbittlich nimmt dieser das Kind in Besitz: bittet um seine Unterstützung, erklärt es zum Freund, gar zum Sohn. Und versichert ein ums andere Mal: Ihr kriegt nichts zu sehen, wenn ihr nicht zahlt. David Almonds atmosphärisch ungeheuer dichte Novelle erzählt davon, was es heißt erwachsen zu werden. In der Welt ist der Kalte Krieg längst entflammt, durch die Kubakrise (1962) droht ein atomarer Konflikt. "Wer kann die Flammen schlucken?", fragt McNulty zwischen den Jahrmarktbuden. Nur noch Gebete können helfen. - Auch in der neuen Schule herrscht Gewalt. "Sich einfügen", nennen das die Lehrer, einprügeln lautet ihre Devise. "Menschen können sich in Tiere verwandeln", weiß McNulty. Bobby spürt, dass es zum Erwachsensein dazugehört, Schmerz zu ertragen. Was heißt Leben? - diese Frage gibt Mrs. Bute als Aufgabe. Heißt leben nicht kämpfen und für andere Schmerzen zu ertragen, denn "ihr kriegt nichts zu sehen, wenn ihr nicht zahlt? Wir schlängelten uns durch", sagt Bobby - aber ist das schon "leben"? So beginnt er, Widerstand zu leisten. Denn zum Leben gehört das Hoffen auf Wunder, - ja vielleicht sogar die Möglichkeit, sie zu vollbringen? Ohne die Wunder würde nichts passieren, was der Rede wert wäre. Die Erzählung beeindruckt durch ihre unglaubliche formale Geschlossenheit. Besonders die erzählerischen Passagen sind brillant komponiert, die stakkatomäßig niederprasselnden Hauptsatzreihen geben keine hierarchisch strukturierte Geschichte vor, sie ziehen die Leser in Bobbys Erleben hinein, der die Ereignisse als unbestimmtes Gegenüber wahrnimmt und sie erst langsam ordnen muss. In langen - Kamerafahrten ähnlichen - Erzählsequenzen entfaltet sich vor den Augen des Ich-Erzählers ein gleichsam objektives, fremdes Weltgeschehen. Lediglich der erwachsene Erzähler, der sich zuweilen mit etwas altklugen Formulierungen deutend ins Spiel bringt, beeinträchtigt stellenweise die Authentizität des jugendlichen Protagonisten. Die meist reflektierende Erzählung stellt an jugendliche LeserInnen zweifellos sehr hohe Ansprüche. Nicht zuletzt, weil Almond mit McNulty eine bizarre Büßer- oder Christusfigur ins Spiel bringt, die ihr Leben opfert für den Fortbestand der Welt. "Die Feuerschlucker" (Plural im Original!) handelt von Initiation und Nachfolge: In einem Akt religiöser Hingabe verspricht Bobby, fortan gegen das Böse zu kämpfen. Und gibt damit den LeserInnen die Frage weiter: "Seht ihr, wozu ein Mensch fähig ist?" *ag* Klaus Gasperi

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