Für Isabel war es Liebe

Pressler, Mirjam, 2002
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-407-80891-2
Verfasser Pressler, Mirjam Wikipedia
Systematik JE - Erzählungen
Schlagworte Liebe, Kunst, Krankheit, Tochter, Malerei, Homosexualität, Mutter
Verlag Beltz & Gelberg
Ort Weinheim
Jahr 2002
Umfang 322 S.
Altersbeschränkung 14
Sprache deutsch
Verfasserangabe Mirjam Pressler
Annotation Rezension: Ein Auto irgendwo zwischen Hamburg und München. Darin zwei Frauen: Isabel und Conny, Anfang und Mitte 20, ein Liebespaar. Sie haben eine weite Fahrt vor sich, einmal quer durch Deutschland. Einen weiten Weg, einmal durch ein halbes Menschenleben. Isabels Leben, und im Brennpunkt die Zeit vor fünf Jahren: damals, als ihre Mutter schwer erkrankt, Diagnose Brustkrebs - ein Alptraum für die ganze Familie. Damals, als Isabel im Kunst-Leistungskurs ihre Leidenschaft entdeckt - die Malerei. Damals, als sie sich beim Aktzeichnen zum ersten Mal Herz über Kopf verliebt - in Daniela, ihre Mitschülerin. Siebzehn ist Isabel da gerade mal. Und hat seitdem immer zwei Leben im Blick - oder das eine aus entgegengesetzter Perspektive: Entdeckung der Lust, Sexualität, Körper pur bei sich selbst - Abschied davon, Angst, Sterben auf Raten bei ihrer Mutter. Trauer, schlechtes Gewissen, Schuldgefühle, weil die eine das Leben vor sich hat - die andere den Tod. Doch jetzt sind fünf Jahre überstanden, jetzt kann ihre Mutter feiern: eine Art Wiedergeburt. Isabel ist dazu eingeladen. Sie will hin - sie will nicht hin. Sie will ihre neue Freundin mitbringen - sie will lieber allein sein. Sie weiß nicht, was sie will. Und was sich darum abspielt auf diesen 800 Kilometern, ist der Versuch einer Bewältigung, eben: einer Heilung auch hier, ist Lebensrettung in mehrfacher Hinsicht. Wenn Isabel, die Kunststudentin, Conny, der Ärztin und passionierten Mozartkennerin, erzählt: Davon wie drei Generationen Frauen - Großmutter-Mutter-Enkeltöchter - ihre Weiblichkeit überdenken, erfühlen, (neu) definieren. Durch den Krebs. Durch die lesbische Liebe. Davon, wie der Vater, seltsam blass, am Rand stehen bleibt, als hätte er in diesen Frauenleben nichts zu suchen. Oder sehr viel. Wenn Isabel Satz an Satz reiht, Gedanken an Gedanken, atemlos, verstörend, schonungslos, ganz nah dran. Wenn sie, im Dialog mit Conny, einkreist, sich herantastet - an das, was Leben ist. Oder war. Oder sein kann. Annäherung an sich selbst. Mirjam Pressler schafft dafür zeitliche Distanz, hält den notwendigen Abstand, um den Blick nicht wenden zu müssen. Isabels Erinnerung gibt die Autorin einen Rahmen: die Autofahrt; und den extremen Gefühlen Ab-Bilder: Pendants aus der bildenden Kunst. Emotionen zum Anschauen, auf Leinwand gebannt. "Der Schrei" von Edvard Munch für ein Entsetzen ohne Worte - das Gesicht der Mutter nach der Operation. "Liegender Frauenakt" von Amedeo Modigliani für Sinnlichkeit, Schönheit, nicht in Worte zu fassen - Danielas vollkommener Körper. Die Hölle. Das Paradies. Die Endlichkeit. Und alles zusammen. Denn zuletzt zeigt "Mädchenakt, stehend" von Egon Schiele eine nackte junge Frau, bloßgestellt, schutzlos, preisgegeben - Isabel, nachdem Daniela sie verlassen hat. "Nur im Gegenüber erkennt sich der Mensch", sagt Isabel einmal. Was das heißt, ist nachzulesen im neuen Roman, vielleicht dem persönlichsten Buch überhaupt, von Mirjam Pressler. Was sie wie schreibt. Wenn ihr großes Thema "beschädigte Kindheit" eine Dimension dazubekommt: den Übergang zum Erwachsenwerden. In einer umfassenden Liebeserklärung. An die Kunst. An die Liebe. Ans Leben. Wenn ein weiter Weg schließlich ein Ziel hat. *ag* Christine Knödler

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