Es ist die Liebe, die wir nicht begreifen

Moeyaert, Bart, 2001
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-407-80887-5
Verfasser Moeyaert, Bart Wikipedia
Beteiligte Personen Pressler, Mirjam Wikipedia
Systematik JE - Erzählungen
Schlagworte Familie, Liebe, sexueller Missbrauch
Verlag Beltz & Gelberg
Ort Weinheim
Jahr 2001
Umfang 112 S.
Altersbeschränkung 14
Sprache deutsch
Verfasserangabe Bart Moeyaert
Annotation Rezension: Das Leben mit ihrer Mutter ist schwierig für die Kinder, die vielleicht 6, 12, 18 und 24 Jahre alt sind und wohl alle einen anderen Vater haben. Also keinen. Die Älteste ist längst ausgezogen, kommt aber zurück, als der 18-Jährige vom neuen Typen der Mutter vertrieben worden ist. Er lebt jetzt mit Mortimer und wird von keinem Mann mehr nachts im Zimmer aufgesucht. Für die 12-jährige Ich-Erzählerin ist das die größte Katastrophe. Sie kann ihren geliebten Bruder nicht gehen lassen. Die Kleine hingegen macht alles stumm mit, "sie wehrt sich nie". Zur einzigen Konstante wird der von der Großmutter geerbte alte Mann im Rollstuhl. Der Belgier Bart Moeyaert kommt bei vielen Jugendlichen sehr gut an, obwohl er unbequem schreibt, inhaltlich und formal enorm anspruchsvoll ist. Diese dreiteilige 100-Seiten-Erzählung enthält noch mindestens 200 Seiten Angedeutetes, Ausgespartes. Aber jedes Wort passt hier und noch genauer jede Pause, jeder unvermittelte Abbruch. Das Gehirn arbeitet beim Lesen auf Hochtouren und gleichzeitig toben die Gefühle. Betroffenheit ist noch das Geringste, Beklemmung, Trauer und Wut kommen mit dem Verlauf der Geschichte auf und reißen mit. Fragen entstehen im Kopf und Ahnungen von Antworten im Bauch. Die Themen, die viele Jugendliche beschäftigen, werden hier aus ihrer Sicht angegangen: Verlassenheit in zerstörten Familienverhältnissen, Ärger mit Liebhabern der Mutter, notgedrungene Auflehnung der Kinder, (nicht) ausgelebte Homosexualität, Vergewaltigung in der Familie, verunmöglichte Kommunikation. Der Aufbau ist locker, zwischen den drei Teilen vergeht unbestimmte Zeit. Jeder ist ganz aus der Sicht der Ich-Erzählerin, aber jeweils von einem anderen Standpunkt geschrieben. Zuerst beobachtet sie Mutter und Bruder und beschützt die kleine Schwester, dann kämpft sie gegen die Mutter und beschützt den alten Mann und im dritten Teil kümmert sie sich um sich selbst, versucht, in den Trümmern der Familie ihren Platz zu finden. Obwohl sie noch nicht daran glauben kann und einen ständigen inneren Dialog mit ihrem Bruder führt, gelingt ihr das ganz gut. Ein Zeichen dafür ist der Stilwechsel vom distanzierten Berichten zum teilnehmenden Erzählen. Die Mutter ist im ganzen dritten Teil abwesend. Sie scheint glücklich zu sein mit dem Neuen. Sie hatte es anders versucht: "Ich habe übrigens meine Lektion gelernt, ich werde allein alt werden." Dass es nicht klappt, dass sie immer wieder den gleichen Schlag Männer anzieht und damit ihren eigenen Kindern schadet, mag an der unbegreiflichen Liebe liegen, vielleicht aber am Unvermögen, in Liebe zu leben. Lesetipp *ag* Bruno Blume

http://www.rezensionen.atAus dem Niederländ. von Mirjam Pressler

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