Train Kids

Reinhardt, Dirk, 2015
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-8369-5800-4
Verfasser Reinhardt, Dirk Wikipedia
Systematik JE - Erzählungen
Schlagworte Jugendbuch, USA, Flucht, Jugend, Mexiko, Illegale Einwanderung, Güterzug, Grenzsituation
Verlag Gerstenberg
Ort Hildesheim
Jahr 2015
Umfang 318 S.
Altersbeschränkung 13
Auflage 2. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Dirk Reinhardt
Illustrationsang Ill.
Annotation Annotation: Literarisch geglückte, sehr spannende Veranschaulichung der authentisch präsentierten exemplarischen Lebensschicksale einer Gruppe zentralamerikanischer Jugendlicher, die mit allen Mitteln versuchen, durch Mexiko in die USA zu gelangen

Rezension: Eines der brisantesten Phänomene unserer Zeit ist die Migration, ausgelöst sowohl durch Kriege und Terrorbedrohung als auch durch das ökonomische Nord-Süd-Gefälle. Im europäischen Bereich zählt zu letzterem vor allem der Strom von Menschen aus Afrika, die sich in Europa bessere Lebensbedingungen erhoffen. (Robert Klement hat seinen Jugendroman „70 Meilen zum Paradies“, Jungbrunnen 2006 – auf diese Menschen fokussiert).

Transatlantisch wiederum versuchen Millionen seit Jahrzehnten in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben in die USA zu gelangen. Vor 20 Jahre hat die amerikanische Schriftstellerin und Sozialwissenschaftlerin Fran Leeper Buss dieser Problematik einen literarisch ansprechenden Jugendroman gewidmet: „Ein fremdes Land“ (dt. von Heike Brandt bei Beltz & Gelberg 1994). Auf der Flucht vor dem Terror der Regierungssoldaten in El Salvador, die schon ihren Vater ermordet haben, gelangen die 15-jährige Maria und ihre Geschwister über Mexiko in die USA. Dort müssen sie sich als illegale Einwanderer verstecken und um ihr Dasein kämpfen.

Den überaus riskanten Weg durch Mexiko für eine Gruppe von Jugendlichen stellt nun Dirk Reinhardt ins Zentrum seines Jugendromans, dessen Titel sich vom Hauptverkehrsmittel der MigrantInnen ableitet. Gleich vorweg: Reinhardt, Historiker und Germanist, versteht es großartig, nicht allein überaus fesselnd zu erzählen; er kommt in seinem nicht nur für Jugendliche empfehlenswerten Roman dem Ideal der sprachlichen Kongruenz von Form und Inhalt nahe. Im narrativen Präsens aus der Sicht von Miguel, einer der ausgezeichnet dramaturgisch gestalteten fünf Hauptfiguren, erzählend, vermittelt er stete Allgegenwärtigkeit der berichteten, vielfach leidvollen, manchmal aber auch konstruktiven und sogar liebevollen Erfahrungen mit gnadenlosen Ausbeutern der Ärmsten, aber auch mit gnadenvollen HelferInnen in den zumeist kirchlich organisierten MigrantInnenheimen. Dabei konzentriert er sich nicht nur auf äußere Ereignisse, sondern bringt den Lesenden in Passagen des stream of consciousness des Ich-Erzählers auch die innere Erlebniswelt näher und konstituiert somit narrativ ein komplex-komplettes Menschenbild im Sinne der Poetischen Anthropologie.

Das Engagement des Autors für das Kennenlernen jener hoffnungsvollen Menschen manifestiert sich in einer Reihe von unprätentiös präsentierten multimedialen Publikationen noch zusätzlich zum aufschlussreichen Nachwort des Romans: Reinhardt stellt auf seiner Homepage substantielle Hintergrundinformationen bis hin zu unentgeltlichen Unterrichtsmaterialien für den ohne Einschränkung empfohlenen pädagogischen Einsatz vor. Auch die Möglichkeit, sich zu diesem wichtigen zeitgeschichtlichen Problem mittels einer Stellungnahme auf YOUTUBE (www.youtube.com/watch?v=rTnpwvg1MkI) zu äußern, lässt er nicht aus. Somit versteht es der Autor, auch in Paratexten den so wichtigen Erfolg seines Romans bei möglichst vielen jüngeren wie älteren Menschen zu fördern.

Insgesamt liegt hier ein überaus gehaltvoller, großartig sprachlich spannend wie kunstvoll erzählter Jugendroman zu einem der brennendsten Probleme unserer Zeit vor, den man nur jeder/ jedem uneingeschränkt empfehlen kann – nicht zuletzt freilich im Rahmen der Schullektüre, wo er sich zu einem von vielen fasziniert gelesenen Pflichtwerk entwickeln könnte.
Quelle: 1000 und 1 Buch, Franz Derdak

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